Rohrbau ist eine echte Herausforderung für Oboisten, die von der Natur abhängig sind !

Beim Erlernen der Oboe ist nicht nur die Beherrschung des Instruments schwierig, mehr noch ist die Basis ihrer Klangbildung - nämlich das Doppelrohrblatt, eine echte Herausforderung. Oboisten sind trotz moderner Technik immer von der Natur abhängig. Von den ersten Sprösslingen einer Schilfgrasart Arundo Donax bis hin zum fertigen Rohr ist es ein langer und schwerer Weg.

Arundo Donax

Arundo Donax gehört zur Familie der Süßgräser Poaceae, Tribus Arundineae. Sie umfasst ca. 7 verschiedenen Arten, von denen aber nur die Arundo Donax, als Lieferant von Rohrblättern für Holzblasinstrumente eine Bedeutung hat. Arundo Donax wird oftmals fälschlicherweise als Bambusart bezeichnet und Bambus genannt. Der deutsche Ausdruck hierfür ist Schilfrohr.

Arundo Donax als Material für Rohrblätter wird auf speziellen Plantagen gezielt angebaut und kultiviert. Das Sammeln von wild gewachsenem Arundo Donax wird nicht mehr praktiziert.

Arundo Donax wurde wahrscheinlich schon 5000 v. Chr. als Material für Rohrblatt-Instrumente von den ersten Hochkulturen verwendet, hier dürfte aber wildgewachsenes Arundo Donax verwendet worden sein. Im alten Ägypten wurden in der ptolemäischen Zeit (300-30 v. Chr.) Rohrblätter in einem speziellen Verfahren angebaut. Um eine junge Pflanze wurde ein Ring aus Pflanzenfasern gelegt, beim Wachsen schnürte diese Stelle ein. Um ein Rohrblatt herzustellen wurde der Halm über der eingeschnürten Stelle abgeschnitten und zusammengedrückt.

Im alten Griechenland wurde das Arundo Donax Material für die Aulos nicht speziell angebaut, das gleiche scheint bei den Römern und ihrer Tibia angewandt worden zu sein. Die antiken Quellen geben zwar qualitative Unterschiede zwischen Rohrmaterial aus verschiedenen Regionen an, aber ein gezielter Anbau scheint nicht stattgefunden zu haben. Bis zum ersten Weltkrieg wurde Arundo Donax nur in Europa gezielt angebaut, hauptsächlich in Frankreich und Spanien. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden auf der ganzen Welt Arundo Donax Plantagen, sofern es das Klima zulässt.

Die Pflanze ist inzwischen auf allen Kontinenten anzutreffen. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet liegt zwischen dem mediterranen Raum über Nordafrika bis zum Himalaja. Arundo Donax benötigt ein tropisches, sub-tropisches oder warmes Klima und stellt geringe Ansprüche an den Boden. Es toleriert auch hohe Anteile an Salz im Boden und ist deshalb auch auf Sanddünen in Nähe von Meeresküsten anzutreffen. Die Pflanze benötigt zum Wachstum sehr viel Wasser, weshalb sein bevorzugtes Wuchsgebiet die Ufer von Bächen und Flüssen sowie Überschwemmungsgebiete sind.

Die speziellen klimatischen Bedingungen der verschiedenen Plantagen führen zu unterschiedlichen Wachstumsbedingungen und somit zu unterschiedlichen Qualitäten der Rohrhölzer.

Aus diesem Grunde bevorzugen viele Holzbläser Rohrholz von bestimmten Anbaugebieten.

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